Geusemer Kerb, ein Synonym für einen zwei Wochen andauernden Ausnahmezustand in unserem beschaulichen Örtchen. Für viele Geinsheimer ist es das Event, dem sie ein ganzes Jahr lang entgegen fiebern. Doch was machen die Kerweborsch eigentlich die restliche Zeit des Jahres? Darüber wollen wir Sie in folgendem Text aufklären und einmal den groben Ablauf eines Kerwejahres schildern.
Ein neues Kerwejahr beginnt traditionell mit der Wahl des neuen Kerwevadders und seinem Beivadder am 1. Freitag im November. Unterstützt werden die Borsch dabei von einem Wahlausschuss, der sich aus ehemaligen Kerweborsch zusammensetzt. Ist der neue Kerwevadder gewählt, benennt er auch die Kerwemudder für das kommende Kerwejahr. Dieser Tag ist auch die erste Gelegenheit für junge und interessierte Menschen ab 16.Jahren, sich der Gruppe anzuschließen. Die Kerweborschsitzungen finden danach etwa alle 4 Wochen statt, jeweils am Mittwoch davor, trifft sich der Vorstand zu einer Vorstandssitzung um organisatorische Aufgaben zu erledigen.
Tradition ist uns bei den Geusemer Kerweborsch sehr wichtig. Daher besuchen wir seit vielen Jahren schon gemeinsam die Lokalschau der Geinsheimer Kleintierzüchter in der Sporthalle. Bei kalten Getränken und der geschlossenen Teilnahme an der Tombola verbringen wir dort stets einen schönen Tag.
Doch nicht nur Freizeitveranstaltungen nehmen die Borsch wahr, sondern sind auch stets stark vertreten, wenn es etwas zu arbeiten gilt. So auch beim Anbringen der Weihnachtsbeleuchtung Anfang Dezember gemeinsam mit anderen Vereinen des Vereinsrings.
Der Höhepunkt in der Weihnachtszeit ist der seit einigen Jahren schon stattfindende Geusemer Weihnachtsmarkt rund um die Lesekapelle. Für diesen Event müssen etliche Vorbereitungen schon viele Monate vorher getroffen werden. Dazu zählen z.B. das Einholen diverser Genehmigungen, Registrierung der Teilnehmen und Einteilung der Stände, organisieren von Programmpunkten wie Tanz- und Musikgruppen, Kalkulation und Bestellung der Getränke, setzen von Stromkästen und Organisation der Sanitären Anlagen. Außerdem werden die von Leo Zwittmeier bemalten Ortsschilder für den Weihnachtsmarkt schon einige Wochen vorher an den einzelnen Ortseingängen angebracht und fleißig Werbung in Zeitungen und Magazinen, sowie im Internet gemacht.
Mitte Dezember übernimmt der Vorstand der Kerweborsch außerdem einen Thekendienst am Theaterabend des MGV Eintracht.
Kaum ist das neue Zeitjahr dann angebrochen und die Weihnachtsbeleuchtung wieder abmontiert, beginnen auch schon die Vorbereitungen für das nächste große Ereignis: der Geusemer Fastnachtsball steht schonwieder ins Haus. Damit sich alle Narren an diesem Abend bestens amüsieren können, muss seitens der Kerweborsch wieder einiges geleistet werden. Es muss eine Band, Bauzäune, Getränke und fastnachtliche Dekoration organisiert werden. Donnerstags vor dem Fastnachtsball wird der Boden in der Halle ausgerollt und die Bühne aufgestellt. Getränke werden angeliefert und der Tanzboden wird mit fachkundiger Unterstützung von Werner Hauf ausgelegt. Auch am Ball selbst übernehmen die Kerweborsch und Kerwemädchen mit Unterstützung freiwilliger Helfer Theken- und Kassendienste. Seit einigen Jahren werden außerdem das beste Einzel- und Gruppenkostüm gekürt. Nach der meist schlaflosen Nacht müssen die Kerweborsch und – mädchen schon um 7 Uhr mit den Aufräumarbeiten der vergangenen Partynacht beginnen, da der SV07 Geinsheim nur ein paar Stunden später mit dem Kindermaskenball beginnt.
Im April sind die meisten Verträge für die bevorstehende Kerb bereits abgeschlossen. Dazu zählen Verträge mit den Bands, Licht & Ton, Genehmigungen der Gemeinde, Müllcontainer etc. Nun stehen auch schon die Mottos für die Auftrittsabende fest, sodass die einzelnen Gruppen bereits mit den Proben für ihre Auftritte beginnen können. Außerdem beginnen die Kerweborsch mit der Sammlung für die Kerb und die Kerwemädchen besuchen Gewerbetreibende und Geschäfte in der Umgebung um die Annoncen für den Kerwespruch und die Beamerwerbung im Zelt zu sammeln.
Über das Jahr verteilt finden hin und wieder einige Kerwelagereinsätze statt, bei denen im Kerwelager aufgeräumt wird und nötige Reparaturen am Zeltinventar durchgeführt werden. Außerdem wird die Anzahl der vorhandenen Gläser und Becher überprüft und gegebenfalls nachbestellt.
Im Mai und Juni beginnen die Presseverantwortlichen teilweise schon mit der Gestaltung des Kerwespruchs und ergänzen diesen durch die Funpix, den Zusatztext sowie die gesammelten Annoncen. Außerdem werden die bereits erstellten Plakate und Flyer in Druck gegeben, sowie Kappen und Schleifen bestellt. Im Juni nehmen die Kerweborsch am Pfingsthobbyturnier in Dornheim Teil. Außerdem findet eine Kerweborschsitzung beim ASV Geinsheim statt, nach der die Kerweborsch dann gemeinsam aufbrechen um gemeinsam die Hessenauer Kerb zu besuchen. Desweiteren stellen die Borsch einige Helfer, um den SV07 Geinsheim beim Aufbau des DANCE-Turniers zu unterstützen.
Außerdem veranstalten wir vom Vorstand und einigen Weinkennern aus der Kerwefamilie eine Weinprobe vom Winzer des Vorjahres um uns vom Wein des neuen Jahrgangs zu überzeugen und somit maximale Zufriedenheit unserer Weintrinker zu erreichen.
Sobald die Kappen und Schleifen geliefert sind, treffen sich die Kerweborsch und Kerwemädchen an von Jahr zu Jahr wechselnden Schauplätzen um gemeinsam für das diesjährige Gruppenfoto zu posieren. Das Bild, das die Titelseite des Kerwespruchs schmückt, wird seit einigen Jahren schon von Michael Wielan geschossen. Damit sind alle Komponenten für den Kerwespruch komplett und er kann in Druck gegeben werden. Die Themen des Spruchs werden dabei von den Bürgern Geinsheims durch Missgeschicke selbst bestimmt und von Heinrich Egner in Reimen festgehalten.
Nun sind es nur noch weniger als zwei Monate bis zur Kerb und es gibt noch jede Menge zu tun. Die Ortsschilder, sowie die Schilder für die Umzugsrollen werden zu Leo Zwittmeier gefahren und bemalt. Die Plakate werden auf zurechtgeschnittene Aufsteller geklebt und im ganzen Kreis verteilt. Das A und O einer solchen Veranstaltung ist nun mal die Werbung.
Die Kerweborsch helfen Anfang Juli außerdem beim Auf- und Abbau des Eichfestes des Gemischten Chors Frohsinn.
Dann ist es auch bald schon so weit. Die Presse wird zur Kerb eingeladen und eine Presseankündigung für alle Zeitungen verfasst. Ein sehr wichtiges Medium für Werbung ist heutzutage das Internet. Dort erreicht man vor allem die jungen Menschen und kann sie auf die Geusemer Kerb aufmerksam machen. Auch die einzelnen Kerweborschgruppierungen im Umkreis werden angeschrieben und zur Kerb eingeladen.
Am Freitag vor der Kerb trifft sich ein Teil der Kerweborsch beim Kerwevadder um das Loch für den Kerwebaum auszuheben. Am Samstag darauf haben die Kerweborsch die Möglichkeit ihre Rollen für den Kerweumzug den Mottos entsprechend aufzubauen und zu gestalten.
Die Kerb an sich beginnt dann montags. Alle Kerweborsch treffen sich, nachdem sie tagsüber aufgebaut und erneut Plakate im Umkreis angebracht haben, um 19 Uhr beim Beivadder zum Kerwewocheneinläuten.
Voller Vorfreude auf die Kerb beginnen die Kerweborsch am nächsten Tag um 8 Uhr mit dem Aufbau des Kerwezeltes. Nachdem bereits am ersten Tag viel gearbeitet wurde, treffen sich die Kerweborsch abends dann im „Schuppen“, wo der Kerwevadder zum ersten Mal den Kerwespruch verliest und der Kerwewatz bestimmt und geeicht wird.
Mittwochs beginnen ab 8 Uhr wieder die Arbeiten am Zelt. Die Sektbar und der Weinstand werden aufgebaut, Wasseranschlüsse gelegt und Theken aufgestellt. An diesem Tag begibt sich der Beivadder außerdem mit ehemaligen Aktiven in den Wald um den Kerwebaum für seinen Kerwevadder auszusuchen, der Donnerstags dann von den Borsch und mit Hilfe von Heinrich Geil aus dem Wald nach Geinsheim transportiert wird. Außerdem findet am Donnerstagabend eine Generalprobe aller Auftritte statt, um alle Auftritte für die erste Kerweshow noch einmal durchzugehen.
Freitags ist es dann endlich so weit: das erste Wochenende der Kerb steht kurz bevor. Es werden letzte Vorbereitungen für die Schaumparty getroffen, der Schaumbereich wird aufgebaut, Licht und Tonanlagen installiert, die Beamer aufgehängt und ausgerichtet und ausreichend Absperrungen außerhalb des Zeltes aufgestellt. Sobald alles steht, geht es für die Kerweborsch ans Eingemachte. Nun gilt es den tonnenschweren Kerwebaum an seinen Bestimmungsort, nämlich ans Haus des Kerwevadders zu tragen. Dazu muss meist ein langer Weg zurückgelegt werden, der durch die schwere Fracht auf den Schultern und die oftmals extremen Wetterverhältnisse zusätzlich an den Kräften zehrt. Sobald der Baum steht gibt es für alle Gäste und Helfer kalte Getränke und ein kleines Buffet zur Stärkung. Doch viel Zeit bleibt nicht, nachdem die Borsch sich schnell geduscht und umgezogen haben, beginnt auch schon der Freitagabend.
Gezeichnet von der ersten Partynacht geht es dann am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr ans aufräumen. Sobald alle Spuren der Fete beseitigt sind, trifft sich die komplette Kerwefamilie in der Sportklause um gemeinsam zu speisen. Danach haben die Borsch noch einmal die Gelegenheit, letzte Arbeiten an ihren Umzugsrollen vorzunehmen, ehe es dann gemeinsam zum Kerwegottesdienst in eine der beiden Kirchen Geinsheims geht. Anschließend brechen die Kerweborsch zu einer von ehemaligen Kerweborsch organisierten Rallye auf um den Ort zu finden, an dem die Kerb vergraben ist. Ist die Kerb dann ausgegraben, verliest der Kerwevadder den Kerwespruch des Vorjahres und es geht weiter zur Kappentaufe an der Gaststätte „Zur Felsengrotte“. Ab sofort dürfen die Kerweborsch ihre Kappen und Schleifen tragen, mit denen sie am Abend ins Kerwezelt einlaufen. Am ersten Showtanzabend hat das Kerwepublikum dann den ganzen Abend lang die Gelegenheit zu bester Tanzmusik unserer Bands das Tanzbein zu schwingen, bevor die Kerweborsch und Kerwemädchen dem Zelt mit ihrer Kerweshow unter wechselnden Mottos einheizen.
Der Tag danach steht ganz im Zeichen des Kerweumzugs. Ab 13 Uhr ziehen die bunt geschmückten Rollen der Kerweborsch und anderer Vereine durchs Ort und stellen die verschiedenen Themen des Kerwespruchs schauspielerisch dar. Der Kerwespruch dazu wird an festgelegten Stationen verlesen. Anschließend geht es zu Kaffee und Kuchen ins Festzelt. Dort verkauft der Kindergarten ab 14 Uhr köstliche Kuchen und Torten. Gegen Abend kommen dann weitere Programmpunkte hinzu, wie etwa den Auftritten ortsansässiger Tanzgruppen.
Nachdem das Zelt am Montagmorgen aufgeräumt ist, haben die Kerweborsch noch ein paar Stunden Zeit um die verschiedenen Stationen im Ort zum Frühschoppen zu besuchen, bevor sie ab 14 Uhr selbst wieder hinter der Theke im Zelt bedienen. Auch für die kleinen Gäste ist an diesem Tag bestens gesorgt: seit vielen Jahren tritt der Zauberkünstler Uwe im Clubraum der Sporthalle auf und gibt den jungen Besuchern seine Zaubershow zum Besten.
Der Dienstag ist für viele Kerweborsch eines der Highlights der Kerb. Die Kerweborsch ziehen durch Geinsheim und sammeln Eier, die beim großen Eierbacken im Zelt von den Kerwemädchen und Alt-Kerwemädchen mit Speck und Zwiebeln zubereitet werden und dort kostenlos verzehrt werden können. Dem Eierbacken folgt anschließend die Auslosung der Tombola, sowie dem Feuerwerk, das die Hauptkerb beendet. Symbolisch dafür drehen einige Kerweborsch ihre Kappe um.
Nun heißt es erst einmal wieder durchatmen, denn es folgen zwei weniger anstrengende Tage. Am Mittwoch werden weitere Umbauarbeiten am Zelt vorgenommen und die Umzugsrollen abgeschmückt. Anschließend treffen sich die Kerweborsch und Kerwemädchen mit dem Seniorenkreis der AWO Geinsheim im Clubraum der Sporthalle zum gemeinsamen Kaffeetrinken und fröhlichen singen.
Am Donnerstag besuchten die Kerweborsch früher stets die Pfungstädter Brauerei zu einer Brauereibesichtigung. Mittlerweile sind es immer wechselnde Aktivitäten wie etwa eine Gemarkungstour und einfach nur gemütliiches Kartenspielen im Kerwezelt. Abends steht dann eine letzte Generalprobe für die Nachkerweshow am kommenden Samstagabend an.
Der folgende Freitag wird dann zum Aufbau für die Rocknacht gebraucht, denn die Bands bringen jede Menge Licht und Tonanlagen mit sich, die alle aufgebaut und eingestellt werden müssen. Die Kerweborsch treten abends wieder ab 24 Uhr zum Thekendienst an und bauen, sobald die Band fertig ist, das komplette Bühnenequipment wieder ab.
Die Kerweshow am Samstagabend wird nach den täglichen Aufräumarbeiten von den meisten noch einmal ordentlich ausgenutzt, denn es ist der letzte Abend der Kerb. Ausgelassen feiern die Kerweborsch mit den Gästen bis in die frühen Morgenstunden, bevor es am Sonntag ab 8 Uhr zum Abbau des Zeltes kommt.
Sobald das Zelt gelegt und der Kerweplatz plötzlich wieder völlig leer ist, begeben sich alle gemeinsam zum Allerleitsfest um den Tag dort gemeinsam bei Musik und kalten Getränken ausklingen zu lassen. Anschließend gibt es ein letztes Essen in der Gaststätte „Zur Felsengrotte“, bevor es für die Neulinge der Kerb darum geht, die Kerwepuppe aus dem Hof von Familie Egner bis zum Kerwebaum und anschließend auf das Kerwefeuer am Kerweplatz zu tragen. Dort wird symbolisch für die als Kerweborsch gekleidete Puppe die Kerb verbrannt.
Montags werden dann die letzten Spuren beseitigt, die Ortsschilder werden abgehängt und der Kerwebaum wird gelegt.
Viel Zeit zur Erholung bleibt den Borsch nicht, denn es müssen schon alle Vorbereitungen für die Helferparty Anfang Oktober getroffen werden. Dazu sind alle freiwilligen Helfer der Kerb rechtherzlich zu einem gemütlichen Abend bei Wein, Bier und einem großen Buffet eingeladen. Am folgenden Tag besuche die Kerweborsch geschlossen den Goldenen Oktober der Arbeiterwohlfahrt, der seit vielen Jahren, so will es die Tradition, vom amtierenden Kerwesprecher moderiert wird.
Als wohlverdiente Belohnung und damit auch eine der letzten Veranstaltungen in einem Kerwejahr findet im Oktober noch ein Ausflug statt. Nachdem sie sich das ganze Jahr bemüht haben, um ihren Gästen unvergessliche Feste zu bieten, fahren die Kerweborsch zu einem gemeinsamen Kerweborschausflug um das Kerwejahr ausklingen zu lassen. Beliebte Reiseziele waren bisher z.B. Düsseldorf, Köln oder der Cannstatter Wasen.
Nun ist es auch nicht mehr allzu lange, bis ein weiteres Kerwejahr unter einer neu gewählten Führungsspitze anbricht.